Reaktion der Feuerwehr Harrislee auf das Verkehrschaos im Grenzgebiet. Feuerwehrleute leisten Bereitschaftsdienst auf der Feuerwache
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Endlose Blechlawinen, die sich durch Harrislees Straßen schlängeln, weil die Navis die Ortsdurchfahrt als Alternativroute ausweisen; Wohnmobile und Lastenanhänger, die querstehen und die Zufahrten versperren, weil die Fahrerinnen und Fahrer ihren Irrtum korrigieren wollen. – Es ist Geduld gefragt, wenn man sich in Ferienzeiten mit dem Auto durch Harrislee bewegt.
Was für die Anwohnenden der Hauptverkehrsstraßen in Harrislee lästig und schlimmstenfalls nervtötend ist, wird für Harrislees Feuerwehrleute schnell zu einem ernsten Problem. Im Einsatzfall sind die Straßen nämlich durch endlose Fahrzeugkolonnen versperrt, sodass ein schnelles Durchkommen zum Einsatzort deutlich erschwert wird. Mag ein Durchkommen mit Blaulicht und Martinshorn in den deutlich gekennzeichneten roten Fahrzeugen trotz der engen Straßen mit einiger Zeitverzögerung am Ende noch möglich sein, so stehen die freiwilligen Feuerwehrleute auf der Anfahrt zum Gerätehaus vor schier unüberwindbaren Hindernissen. Sie können nämlich keine Wegerechte in Anspruch nehmen und ihre Privatfahrzeuge sind nicht deutlich als die von Feuerwehrleuten im Einsatz gekennzeichnet. Ein schnelles Vorbeifahren an den Autokolonnen ist also zumeist nicht möglich, teilweise würde es vermutlich sogar von anderen Verkehrsteilnehmern blockiert werden in der Annahme, da will sich einer vordrängeln oder sich einen unfairen Vorteil verschaffen.
Um dennoch die Ausrückefristen einzuhalten, haben sich Feuerwehrleute der Ortswehr Harrislee am Samstag, den 30. Juli 2022, in Staffelstärke auf der Wache versammelt. Zwischen 12.00 Uhr und 20.00 Uhr hielten sich dauerhaft der Gemeindewehrführer, ein Gruppenführer und fünf weitere Kameraden auf der Wache im Grönfahrtweg auf, um im Einsatzfall sofort und mit Sonder- und Wegerechten zum Einsatzort auszurücken. Diese könnten dann z. B. im Brandfall einen ersten Löschangriff einleiten, bevor weitere Kameradinnen und Kameraden nach einer erschwerten Anfahrt nachrücken oder andere Wehren zur Unterstützung anfahren würden.
Die Initiative dafür ging von Rolf Dellwig aus, der seit mehreren Jahren in der Ortswehr Harrislee als Gruppenführer tätig ist. Bei ihm meldeten sich nach einer Anfrage schnell weitere Freiwillige, die bereit waren, ihre Zeit am Wochenende auf der Wache zu verbringen. Letztlich verlief der besagte Samstag ruhig – zwar nicht vom Verkehrsaufkommen, aber von den Einsätzen her. Harrislee war (auch die letzten Bundesländer bekamen an diesem Tag Ferien) überfüllt wie an den Wochenenden zuvor, die Feuerwehr musste allerdings alarmmäßig nicht ausrücken. Stattdessen verbrachten die freiwilligen Brandschützer die Zeit damit, sich in verschiedenen Themenbereichen fortzubilden bzw. sahen sich eine Präsentation von Gruppenführer Dellwig an, der ein Jahr zuvor im Katastrophenschutzeinsatz an der Ahr gewesen ist. Für die Verpflegung der Feuerwehrleute hatte die Gemeinde großzügig Gelder zur Verfügung gestellt, um auf diese Weise ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.
Gemeindewehrführer Tim Borchardt hob in einem Gespräch hervor, dass es sich bei der Bereitschaft im Gerätehaus um eine ungewöhnliche und seltene Maßnahme handele. „Wir sind ja keine Berufsfeuerwehr, die dauerhaft Leute auf der Wache präsent habe.“ Allerdings sei eine Wiederholung nicht ausgeschlossen, betont er. Auf diese Weise könne auch die Freiwillige Feuerwehr flexibel auf die besonderen Herausforderungen durch den starken Grenzverkehr reagieren und die Sicherheit der Bevölkerung bestmöglich gewährleisten.
Jan-Christian Schwarz
Letztes Update: 2022-08-04
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