Rund 300 Feuerwehrleute Schleswig-Flensburg trainieren den Brandeinsatz in Innenräumen
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Die Treppe hinab geht es ins Ungewisse. Dunkelheit und überall Rauch. Mit der einen Hand tastet man nach dem Schlauch, mit der anderen nach dem Vordermann. Es ist so heiß, dass man spürt, wie der Schweiß einem die Hosenbeine hinunter in die Stiefel läuft. Und es ist so laut, dass man die Stimmen seines Nebenmannes kaum noch hört. Plötzlich lodern vor einem Flammen auf. Irgendwo rechts ertönt eine Stimme: „Draufhalten, kurze Wasserstöße!“
Was wie der Albtraum eines Feuerwehrmannes klingt, ist in Wahrheit so gut nachgefragt, dass kurzerhand alle Termine ausgebucht waren. Es geht nämlich nicht um einen tatsächlichen Wohnungsbrand, sondern um die Simulation eines Brandereignisses in Innenräumen. Organisiert wurde diese vom Fachbereich Atemschutz des Kreisfeuerwehrverbandes Schleswig-Flensburg in Zusammenarbeit mit der Firma Blaul und Seifert GmbH – Firetrainer. Über drei Tage konnten sich Atemschutzgeräteträger aus den Freiwilligen Feuerwehren des Kreises Schleswig-Flensburg anmelden, um in Dreiertrupps dem „realen“ Brandereignis möglichst nah zu kommen. Knapp 300 Männer und Frauen der Feuerwehren wurden im 15-Minuten-Takt von sog. Scouts durch verschiedene Stationen geführt, zu denen u. a. ein Sprechfunktraining mit Schwerpunkt Mayday-Meldung, ein Türöffnungstraining und eben als Höhepunkt das Vorgehen im Fire Truck, einem umgebauten LKW mit gasbefeuerter Brandanlage, gehörten.
Der Fire Truck wurde von Pepe Blaul zur Verfügung gestellt, der seit einigen Jahren durch Deutschland und Österreich tourt, um Feuerwehrleute möglichst gut auf Innenangriffe unter Atemschutz vorzubereiten. In Schleswig auf dem Gelände der Kreisfeuerwehrzentrale war er bereits zum vierten Mal. Bastian Meyer, Ausbildungsleiter im Bereich Atemschutz, betont in diesem Zusammenhang: „Es geht nichts über dieses heiße Training.“ Brandereignisse wie Feuer in Kellern oder Wohnungen seien in den letzten Jahren zwar seltener geworden, dennoch müssten die Feuerwehren ja besonders auf diese Einsätze vorbereitet sein. Zusammen mit seinem Ausbilderteam, zu dem u. a. Manuela Naujocks, Kevin Kallsen, Michael Sierck und Timo Rieth gehören, hatte er sich ein komplexes Einsatzszenario ausgedacht. „Wichtig war uns“, so Ausbilder Michael Sierck, „dass wir gerade die erfahrenen Kameraden auch mal mit etwas überraschen.“ Zu oft habe man nämlich die Erfahrung gemacht, dass einige nach einem Durchlauf im Vorjahr oder an anderen Orten schon wussten, was sie erwartete. Dieses Jahr stiegen dann allerdings ein Scout oder ein Ausbilder in den Container, um sich dort als verunfallte Person in einen der Brand-„Räume“ zu legen. Scout Ken Ganau hat noch gut in Erinnerung, wie erschrocken die vorrückenden Kameraden waren, als sie plötzlich auf einen menschlichen Körper stießen. „Und wenn der sich dann noch bewegt, dann zucken die richtig zusammen“, erzählt er weiter.
Diese Situation, aber auch noch viele andere wurden von den übenden Feuerwehrfrauen und -männern als große Herausforderung erlebt. Finn-Jasper Marks von der Freiwilligen Feuerwehr Harrislee hebt besonders das Problem der Orientierung bei Dunkelheit und wenig Platz in einem unbekannten Raum hervor. Als Erkenntnis aus dem Feuersimulator nimmt er mit, dass er sich die einzelnen Arbeitsschritte bei einem Realbrand noch deutlicher vor Augen führen möchte. „Wenn du schnell vorgehst, aber nicht auf deine Schlauchreserve achtest, kann es sein, dass du umkehren musst.“ Dann habe man unnötig Zeit verloren.
In jedem Fall konnte das Training im Fire Truck zahlreiche Kameradinnen und Kameraden an ihre Grenzen bringen. Es war jedoch für alle Eventualitäten gesorgt: Das DRK stellte eine Betreuung durch seinen Sanitätszug.
Das Fazit von Michael Sierck fällt positiv aus: „Unterschätzen wird man ein Feuer in Innenräumen nach einer Übung im Simulator nicht mehr“, betont er.
Im nächsten Jahr soll der Fire Truck wieder in Schleswig auf dem Gelände der Kreisfeuerwehrzentrale stehen. Bastian Meyer deutet schon an, um was es dann gehen wird – ein Notfalltraining für Atemschutzgeräteträger, bei dem ein verunfallter Feuerwehrkamerad gerettet werden muss.
Die Herausforderungen für die Männer und Frauen aus den Feuerwehren im Kreis Schleswig-Flensburg lassen sich also durchaus noch steigern.
Jan-Christian Schwarz
Letztes Update: 2023-05-17
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